Die schönste Geschichte in meinem Bullet Journal

Ihr habt bereits in meinem Beitrag Buchempfehlung – Gelesene Bücher von Januar bis April 2021 einen kleinen Blick auf eine Seite in mein Bullet Journal erhaschen können. Tatsächlich führe ich ein Bullet Journal, allerdings nicht im herkömmlichen Sinne für tägliche To-Dos und Aufgaben. Eher möchte ich darin neben Trackern (Bücherliste ;)) und Projektzielen auch wichtige Erinnerungen in einem künstlerischen Format festhalten. Letzte Woche habe ich eine Geschichte darin notiert, die mir schon länger am Herzen liegt.

Vor etlichen Jahren habe ich das Buch “Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen” von Frank Berzbach gelesen (im Übrigen kann ich dieses Buch jedem empfehlen, der sich für mehr Achtsamkeit in seinem Leben interessiert), und bin über eine Geschichte gestolpert, die mich bis heute, viele Jahre später, nicht loslässt. Sie hat mich damals zum Nachdenken gebracht und ein paar Steine ins Rollen gebracht (im positiven Sinne natürlich 😉 ).

Da mich diese Geschichte schon so lange begleitet, und ich in vielen Lebenssituationen immer mal wieder auf sie zurückkomme, musste ich sie einfach in mein Bullet Journal mit aufnehmen.

Verwendete Materialien für die Gestaltung im Bullet Journal

Die Geschichte bekam eine Doppelseite in meinem Bullet Journal. Bei der Gestaltung habe ich mich meinem Stil entsprechend schlicht gehalten und lediglich etwas mit Motivpapier, Verpackungspapier und Stempel gearbeitet.

Übrigens sind diese Stempelsets, die ihr oben im Foto sehen könnt, auch meine derzeitigen Lieblingsstempel. Zum einen ist das das Set mit den gedruckten und geschriebenen Schriftarten. Gerade mit grauer Stempelfarbe erzielt man hier einen wunderbar zarten Effekt im Hintergrund. Das Stempelset mit den Wild- und Feldblumen nutze ich persönlich super gerne mit schwarzer oder grüner Stempelfarbe. Ich mag die Motive, die Blumen sind zart und zierlich und passen daher ziemlich gut in eine kleine Ecke einer Seite zur dezenten Verzierung.

Generell kann ich es echt empfehlen, wenn man sich ein paar wenige, schöne Stempel-sets und einen Acrylblock zulegt. Man hat echt viele Gestaltungsmöglichkeiten damit und so kann man schnell und unkompliziert wunderschöne kleine Details im Bullet Journal oder auf Grußkarten zaubern.

Die Geschichte hier zum Nachlesen

Natürlich gibts jetzt hier auch die vollständige Geschichte zum Nachlesen:

In einem chinesischen Dorf lebte ein alter Mann, der ein wunderschönes Pferd besaß. Darum beneideten ihn selbst die Fürsten. Der Greis lebte in ärmlichen Verhältnissen, doch sein Pferd verkaufte er nicht, weil er es als Freund betrachtete.

Als das Pferd eines Morgens verschwunden war, erzählte man im Dorf: “Schon immer haben wir gewusst, dass dieses Pferd eines Tages gestohlen würde. Welch ein Unglück für diesen alten Mann!”

“So weit dürft ihr nicht gehen”, erwiderte der alte Mann. “Richtig ist, dass das Pferd nicht mehr im Stall ist, alles andere ist Urteil. Niemand weiß, ob das ein Unglück ist oder ein Segen.”

Nach zwei Wochen kehrte der Schimmel, der nur in die Wildnis ausgebrochen war, mit einer Schar wilder Pferde zurück. “Du hast recht gehabt, alter Mann”, sprach das Dorf, “es war ein Segen, kein Unglück!” Darauf erwiderte der Greis: “Ihr geht wieder zu weit, Tatsache ist nur, dass das Pferd wieder zurückgekehrt ist.”

Der alte Mann hatte einen Sohn, der nun mit diesen Pferden zu arbeiten begann. Doch bereits nach einigen Tagen stürzte er vom Pferd und brach sich beide Beine. Im Dorf sprach man nun: “Alter Mann, du hattest recht, es war ein Unglück, denn dein einziger Sohn, der dich im Alter versorgen könnte, kann nun seine Beine nicht mehr gebrauchen.”

Darauf antwortete der Mann: “Ihr geht wieder zu weit. Sagt doch einfach, dass sich mein Sohn die Beine gebrochen hat. Wer kann denn wissen, ob dies ein Unheil ist oder ein Segen?”

Da brach ein Krieg im Lande aus. Alle jungen Männer wurden in die Armee eingezogen. Einzig der Sohn des alten Mannes blieb daheim, weil er ein Krüppel war. Die Bewohner des Dorfes meinten: “Der Unfall war ein Segen, du hattest recht.”

Darauf entgegnete der alte Mann: “Warum seid ihr vom Urteilen so besessen? Richtig ist nur, dass eure Söhne ins Heer eingezogen wurden, mein Sohn jedoch nicht. Ob dies ein Segen ist oder ein Unglück – wer weiß?”

Unbekannt

Interpretation und Kernaussagen

Die Kernaussage der Geschichte liegt auf der Hand: Ereignisse sollten einfach so akzeptiert werden, wie sie sind, statt sie zu bewerten oder zu beurteilen. Das betrifft Ereignisse, die in seinem eigenem Leben stattfinden, aber auch als Aussenstehender darf und sollte man Ereignisse im Leben nicht bewerten. Der Grund hierfür wird in der Geschichte klar: Letztenendes wissen wir doch alle nicht, wie es weiter geht. Niemand kann einen Blick in die Zukunft werfen und somit kann auch niemand sagen, ob uns der aktuelle Umstand weiterhilft oder schadet. Im gleichen Zuge muss man an der Stelle auch hinzufügen, dass jedes Ereignis (ob positiv oder negativ) den Menschen formt und zu genau der Person macht, die er heute ist. Ob man will oder nicht, die Jahre verändern einen und Situationen und Ereignisse beeinflussen ebenso.

Was denkt ihr über die Geschichte? Habt ihr auch ein Bullet Journal zum Sammeln von schönen Geschichten?

Noch heute erinnere ich mich oft an die Geschichte, vor allem in Situationen, in denen ich manchmal feststelle, dass ich im Bewertungs- und Sorgen-Karussell sitze: “Denke an die Geschichte mit dem alten weißen Mann. Du weiß nie was noch kommt, also weißt du auch nicht, ob das aktuelle Geschehen gut oder schlecht ist. Die Bewertung kannst du erst ganz am Ende machen.” Mir hilft es sehr, damit wieder im Hier und Jetzt zu leben, aktuelle Ereignisse zu akzeptieren, und das Beste aus jeder Situation zu machen. Daher hat die Seite auch einen schöne Doppelseite in meinem Bullet Journal bekommen, sodass ich mich immer wieder an sie erinnern kann, wenn mir danach ist.

Ich hoffe, ich konnte euch auch ein wenig inspirieren und zum Gedanken tanken anregen oder vielleicht bringt es euch ja auch auf die Idee ein Bullet Journal mit schönen Geschichten, Zitaten oder Erinnerungen zu gestalten.

Schreibt mir gerne in die Kommentare, wie ihr über die Geschichte denkt und ob sie euch auch zum Nachdenken angeregt hat.

Bis dann,

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